Um es vorweg zu nehmen: Dies ist keine wissenschaftliche Abhandlung und ersetzt auch nicht den Tierarzt. Es soll nur erstmals Betroffenen eine Hilfestellung gegeben werden und einen kleinen Leitfaden bieten. Dieser Leitfaden wurde bewusst verständlich gehalten und alles sehr vereinfacht dargestellt.
Wie erkenne ich Hufrehe
Erste Zeichen sind eine Ballen(trachten)fußung, staksiger Gang, Wendeschmerz, Pulsation und erwärmte Hufe. Erkennen lässt sich der akute Zustand meist an der typischen Beinstellung und dem veränderten Bewegungsablauf. Das Pferd versucht dem Schmerz „auszuweichen“. Es steht in vielen Fällen mit den Vorderbeinen nach vorne gestreckt oder entlastet von einem Bein auf das andere (tänzelt). Auch auf Koliken und jegliche Probleme im Verdauungstrakt kann eine Hufrehe folgen. Im chronischen Zustand sieht man eine verbreiterte weisse Linie und sogenannte Reheringe am Huf.
Was ist Hufrehe?
Hufrehe ist eine akute Entzündung im Huf, die sehr große Schmerzen verursacht und unbehandelt im schlimmsten Fall zum Ausschuhen (Verlust der gesamten Hornkapsel) oder dem Tod führen kann. Die Entzündung führt zu Durchblutungsstörungen und Ablösung der Lederhaut. Der Knochenapparat hat keinen ausreichenden Halt mehr und es kann zu Hufbeinsenkung- und -rotation kommen.
Wie kann ich schnell helfen?
Bei den ersten Anzeichen das Pferd von der Weide holen und weich stellen oder in die Box bringen und möglichst ruhig halten. Die Box sollte dick eingestreut sein, wenn möglich mit Spänen, besser noch nasser Sand. Pferde, die sich hingelegt haben, sollte man ruhig liegen lassen. Bitte sofort den Tierarzt rufen, damit Schmerzmittel und Entzündungshemmer gegeben und weitere Maßnahmen eingeleitet werden können. Bis zum Eintreffen des Tierarztes betroffene Beine und Hufe kühlen. Am besten mind. 20 Min. in einen Eimer mit Eiswasser stellen. Ausserdem kann man dem Pferd noch Erleichterung mit einer Notpolsterung verschaffen.
Was ist während des Tierarztbesuches zu beachten?
Sinnvoll wäre eine aktuelle Röntgenaufnahme etwa 10 - 14 Tage nach dem akuten Schub um die Veränderungen am Huf erkennen zu können und nach denen der Hufbearbeiter den Huf korrigieren kann. Ideal wäre ein Tierarzt mit mobilem, digitalen Röntgengerät.
Werden analoge Röntgenaufnahmen gemacht, muss wegen der schlechteren Qualität unbedingt auf eine Kennzeichung mittels Drahtstifts geachtet werden, der außen vorne vom Kronrand abwärts auf die Hufwand angeklebt wird. Desweiteren eine Markierung an der Strahlspitze (z.B, mir einer "entspitzen" Heftzwecke) und eine am Kronenrand (mittels Kette)Anhand dieser Markierungen ist es möglich, den Schweregrad der Schädigung festzustellen und auszumessen.
Und danach?
Das Pferd weiter ruhig halten und nach Anweisung des Tierarztes behandeln.
Beine und Hufe weiter kühlen.
Hufbearbeiter rufen und die Hufe behandeln lassen.
Normaler Beschlag muss sofort entfernt werden
Fütterung
Das Pferd sollte, völlig unabhängig von der Ursache der Rehe, nur (eingeweichtes) Heu bekommen
(1,5 -2kg pro 100kg Lebendgewicht).
Man kann das Heu mit Stroh strecken, aber bitte nicht mehr als 1/3 von der Gesamtration. Stroh hat etwa 2/3 des Energiegehalts von Heu und muss mit einberechnet werden.
Eingeweicht heißt: das Heu in einem Netz oder Korb für mindestens 1 Stunde im Wasser lassen. Das schwemmt bis zu 30 % der Kohlenhydrate raus. Danach herausnehmen, abtropfen lassen und verfüttern. (Bei warmer Witterung wichtig, da das Heu sonst anfängt zu gären). Das Wasser nur einmal benutzen.
Kein Kraft- oder Mineralfutter mit Getreidebestandteilen und/oder
Zuckerbestandteile (Fructose, Dextrose, Lactose, Melasse, Glucose usw.)
Kein Gras, kein Brot, keine Äpfel
Das Pferd braucht im Moment NUR HEU,wodurch der Verdauungstrakt kohlehydratarm und stoffwechselschonend in Gang gehalten wird.
Was muss ich nach dem akuten Schub tun?
Hier beginnen jetzt zeitgleich die Genesungsphase und die Ursachenforschung in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt, Hufbearbeiter oder anderen Therapeuten.
Hufbearbeitung: Anhand der Röntgenbilder kann der Hufbearbeiter seine weitere Vorgehensweise festmachen. Die Bearbeitung muss in kurzen und regelmäßigen Abständen stattfinden.
Futter: Dem Pferd sollte bis zum Finden der Ursache nur eingeweichtes Heu und evt. unmelassierte Rübenschnitzel oder eine handvoll eingewichter Heucobs gegeben werden um z.B, Medikamente unterzumischen, wenn möglich auch diese weglassen.
Pflege: Solange die Hufe noch erwärmt sind, sollte man mit dem Kühlen fortfahren. Regelmäßige Hufpflege durch einen erfahrenen Hufbearbeiter (min. alle 4 Wochen) ist unbedingt erforderlich.
Haltung: Die Boxen-/Paddockruhe ist weiter einzuhalten bis das Pferd wieder relativ „normal“ läuft und der Tierarzt der Bewegung zustimmt. Beginnen sollte man dann ganz vorsichtig mit kurzen Spaziergängen. Möglichst auf weichem und ebenen Untergrund. Das Pferd sollte nicht zu Bewegungen gezwungen werden.Nicht unter Schmerzmitteln laufen lassen oder bewegen.
Ursachenforschung: Das Pferd wird vermutlich Zeit seines Lebens anfällig sein für diese Erkrankung. Nun gilt es die Ursache zu finden und wenn möglich auszuschalten.
Nach heutigem Stand der Wissenschaft liegt bei Hufrehe eine Art Vergiftung vor. Es gibt die unterschiedlichsten Ursachen, aber bei allen (wie immer gibt es Ausnahmen, z.B. Belastungsrehe) liegt der gemeinsame Nenner im Stoffwechsel des Pferdes. Es werden durch unangepaßte Fütterung Giftstoffe (Endotoxine) freigesetzt, die als Auslöser für die Hufrehe verantwortlich gemacht werden. Um diesen Zustand zu beseitigen ist die strenge Diät notwendig. Sie fördern die erwünschte Darmflora und steuert der Übersäuerung entgegen.
Mögliche Ursachen
Bei einigen der nachfolgenden Ursachen kann man sofort eingreifen und eine Hufrehe vermeiden indem man sofort und vor Eintritt der ersten Symptome die Hufe kühlt. Je kälter und je öfter umso besser, mindestens 72 Stunden nach dem Ereignis. Dadurch läßt sich ein Schub verhindern.
Bitte beachten, das durchaus mehrer Faktoren als Ursache in Frage kommen können.
1. Futter als Auslöser (die häufigste Ursache):
•falsches oder zu schnelles Anweiden.
•Überfütterung, das Pferd wurde längere Zeit zu reichlich ernährt und/oder zu wenig bewegt.
•Überfütterung, das Pferd hat einmalig zuviel oder falsches Futter gefressen, z.B. Eicheln, Mais, Maispflanzen, Rasenschnitt, •Silage oder ist ausgebrochen und hat die Futterkammer geplündert.
•Vergiftung, das Pferd hat giftige Pflanzen gefressen. Z.B. Buchsbaum, Efeu, JKK usw.
2. Erkrankungen als Auslöser
Unter Umständen kann eine bis dahin unerkannte Stoffwechselerkrankung vorliegen. Es kann sich dabei um eine Insulinresistenz (IR) handeln, um Cushing (ECS) oder auch um dasEquine Metabolische Syndrom (EMS) handeln. Diese Erkrankungen lassen sich durch spezielle Untersuchungen feststellen und müssen behandelt werden. Weitere mögliche Ursachen können auch Borreliose, Darmentzündung oder Kreuzverschlag sein. Vielfach gibt sind es mehrere Ursachen, die in der Summe dann zur Hufrehe führen. Beispiel: zu Dick und EMS.
3. Medikamente als Auslöser
Es wurde aufgrund einer anderen Erkrankung Medikamente gegeben, die ebenfalls ein Hufrehe auslösen können, z.B. Antibiotika, Cortison, Phenylbutazone usw.
4. Belastungsrehe und Pflasterrehe
Hat das Pferd eine Verletzung oder wurde übermäßig gefordert (auch Durchgehen auf befestigter Straße) kann es zu einer Belastungsrehe kommen. Die betroffenen Hufe sind überbeansprucht.
5. Geburtsrehe
Tritt unmittelbar nach einer Geburt auf. Dabei sind Reste der Nachgeburt nicht abgegangen und es werden ebenfalls Endotoxine freigesetzt.
Die Suche nach den Ursachen und Auslösern ist mühsam und langwierig. Es bleibt häufig nichts anderes übrig, als nach dem Ausschlussverfahren vorzugehen. Es sollte aber zum Wohle des Pferdes unbedingt gemacht werden und verhindert viel Leid und Schmerzen auf beiden Seiten.